Mitteilungen
Zum 175. Geburtstag von Gottlob Frege (1848–1925)
Am 8. November 2023, jährt sich Gottlob Freges Geburtstag zum 175. mal. Dolf Rami (Ruhr-Universität Bochum) hat aus diesem Anlass für die GAP einen Text verfasst, der das Werk Freges würdigt, dabei aber auch kritisch auf Erkenntnisse zur Person Freges eingeht. Der Text ist hier abrufbar.
8. november 2023
Zum Tode von Hans Albert
Am 24.10.2023 ist unser Ehrenmitglied Hans Albert im Alter von 102 Jahren gestorben. Hans Albert hatte von 1963 bis 1989 den Lehrstuhl für Soziologie und Wissenschaftslehre an der Universität Mannheim inne.
Er zählt zu den herausragenden Vertretern des kritischen Rationalismus, der insbesondere jede Form von Unfehlbarkeit, Dogmatismus und den Anspruch auf letztgültige Begründungen ablehnt. Das von ihm formulierte Münchhausen-Trilemma veranschaulicht diese Haltung eindrucksvoll: Es zeigt auf, dass eine abschließende Begründung unseres Wissens unmöglich ist, da wir uns entweder in endlosen Rechtfertigungen verlieren, auf zirkuläre Argumentationen zurückgreifen oder uns dogmatisch an unbegründeten Annahmen festklammern würden.
Rainer Hegselmann hatte zum 100. Geburtstag von Hans Albert eine ausführliche Würdigung zu Leben und Werk dieses großen Philosophen und Soziologen verfasst, auf den wir hier erneut verlinken.
30. oktober 2023
Tod von Peter Bieri
Am 27. Juni 2023 ist Peter Bieri (1944–2023) im Alter von 79 Jahren verstorben. Bieri war u.a. durch die von ihm herausgegebenen Bände Analytische Philosophie des Geistes (Hain 1981) und Analytische Philosophie der Erkenntnis (Athenäum 1987) für die Entwicklung der analytischen Philosophie im deutschsprachigen Raum prägend. Er hat sich auch kritisch zu gewissen Entwicklungen der analytischen Philosophie geäußert. Durch die zu starke Orientierung am formalen Argumentieren erinnere die Philosophie manchmal an »Hobbymathematik« und philosophische Fragestellungen klängen wie bloße »Logeleien« (siehe sein Aufsatz »Was bleibt von der analytischen Philosophie?« in der DZPhil von 2007). 1993 wurde Bieri an der Freien Universität Berlin auf eine Professur für Philosophie berufen, die er 2007 aufgab. Unter dem Pseudonym »Pascal Mercier« veröffentlichte er zahlreiche Romane, u.a. Perlmanns Schweigen (Albrecht Knaus 1995) und Nachtzug nach Lissabon (Hanser 2004). Auf philpublica.de finden sich Links zu Nachrufen zur Würdigung der Leistungen von Peter Bieri. Für die FU Berlin und die GAP hat Holm Tetens einen Nachruf verfasst.
14. juli 2023
Stellungnahme der GAP zum Gesetzentwurf zur Novellierung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat am 17.03.23 die Eckpunkte eines Gesetzentwurfs zur Novellierung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG) vorgelegt. Als Reaktion auf die vehemente Kritik daran, nicht zuletzt von #ichbinhanna und #profsfuerhanna, hat das BMBF bereits angekündigt, die Frage der Höchstdauer der PostDoc-Qualifizierungsbefristung noch einmal mit Vertreter:innen der Gewerkschaften, Beschäftigteninitiativen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen diskutieren zu wollen.
Der Vorstand der Gesellschaft für analytische Philosophie begrüßt diese Einladung zum Dialog sehr, denn die Novellierung bietet keine entscheidende Verbesserung: Eine Höchstbefristungsdauer der PostDoc-Phase auf drei Jahre (wie im Vorschlag des BMBF) ist beispielsweise zu kurz für eine Qualifizierung auf eine universitäre Professur. Regelungen zur Befristungsdauer können auch nicht gewährleisten, was vor allem geboten ist: dass die Länder und die Hochschulen mehr Dauerstellen im Mittelbau und/oder Tenure-Track-Professuren schaffen.
Statt neuer Kompromisslösungen im WissZeitVG wäre eine gemeinsame Bund-, Länder- und Hochschulinitiative wünschenswert, die die finanziellen und gesetzlichen Möglichkeiten dafür bereitstellt. Hier könnte auch über Paradigmenwechsel nachgedacht werden, wie sie die GAP (in einem gemeinsamen Papier mit der Deutschen Gesellschaft für Philosophie) beispielsweise bereits vorgestellt hat. Das Papier finden sie hier.
Die Stellungnahme der GAP vom 3. Juli 2023 zum Referentenentwurf des BMBF im Zusammenhang mit dem WissZeitVG können Sie hier einsehen.
25. märz 2023 (aktualisiert am 8. juli 2023)
Zum 100. Geburtstag von Wolfgang Stegmüller (1923–1991)
Am 3. Juni 2023 war der hundertste Geburtstag von Wolfgang Stegmüller, Ordinarius für Philosophie, Logik und Wissenschaftstheorie an der LMU München und bedeutender Wissenschaftstheoretiker des 20. Jahrhunderts. Stegmüller war einer der Hauptverantwortlichen dafür, dass die analytische Philosophie nach dem Krieg wieder in Deutschland Fuß fasste, nachdem die Generation des Wiener Kreises durch die Nazis vertrieben worden war. Ihm zu Ehren vergibt die Gesellschaft für analytische Philosophie alle drei Jahre den Wolfgang-Stegmüller-Preis für herausragende Arbeiten in der analytischen Philosophie. Informationen zu den PreisträgerInnen finden Sie hier.
Mehr Informationen zu Wolfgang Stegmüller und seine Bedeutung für die Analytische Philosophie erhalten Sie auch im Grußwort der GAP-Präsidentin Elke Brendel im Rahmen des Symposiums zum 100. Geburtstag von Wolfgang Stegmüller »Quo Vadis? Analytische Philosophie in Deutschland dreißig Jahre nach Wolfgang Stegmüller« (LMU München, 29. Juni 2023).
10. juni 2023
Zum Tode von Ernst Tugendhat
Am 13. März 2023 ist Ernst Tugendhat (1930–2023) im Alter von 93 Jahren verstorben. Tugendhat hat einen wichtigen Beitrag zum Neuanfang der analytischen Philosophie in Deutschland nach der Zeit des Nationalsozialismus geleistet. Stefan Gosepath hat einen kurzen Nachruf zur Würdigung der Leistungen von Ernst Tugendhat verfasst.
Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit
Die AG »Nachhaltigkeit« hat einen Best Practices Guide erarbeitet. Die Handlungsempfehlungen sollen helfen, den philosophischen Wissenschaftsbetrieb klimafreundlicher und nachhaltiger zu machen. Das Dokument finden Sie hier.
Bildergalerie zu GAP.11 steht online
30. September 2022. Fotos vom Kongress »Philosophie und Öffentlichkeit« finden Sie hier (Fotograf: Philipp Plum).
Erklärung zur Ausladung von Georg Meggle
3. September 2022. Der Vorstand hat Georg Meggle vom Eröffnungspodium des gap.11-Kongresses ausgeladen. Die Erklärung des Vorstands finden Sie hier.
Nachtrag (16. Oktober 2022): Georg Meggle hat seine Unterstützung des politischen Aufrufs, die Anlass für seine Ausladung war, zurückgezogen. Der Vorstand zollt ihm dafür Respekt.
Zum Tode von Friedrich Kambartel
Am 25. April 2022 ist Friedrich Kambartel im Alter von 87 Jahren verstorben. Kambartel war der GAP seit ihrer Gründung verbunden. Zuvor hat er seit 1996 maßgeblich zum Aufbau der Reformuniversität Konstanz und ihrer Geisteswissenschaften beigetragen. Pirmin Stekeler-Weithofer hat für die GAP einen Nachruf verfasst, der Friedrich Kambartels philosophische Lebensleistung würdigt.
Logic4Peace
Das ILLC Amsterdam veranstaltet gemeinsam mit einer Reihe weiterer Institutionen »Logic4Peace«, ein Fundraising Online Logic Event, dessen Registrierungsgebühren vollständig für Hilfszahlungen für die Ukraine verwendet werden, um ukrainische Kolleg:innen und Voices of Children zu unterstützen. Die GAP beteiligt sich an der Organisation der Konferenz.
Ein Jahr PhilPublica
Vor einem Jahr ist das von der DGPhil und der GAP gemeinsam betriebene Netzportal PhilPublica online gegangen. Die meisten von Ihnen werden es mittlerweile kennen: PhilPublica sammelt Beiträge akademischer Philosophinnen und Philosophen, die in deutschsprachigen Publikumsmedien erschienen sind. Wir möchten heute eine kleine Zwischenbilanz mit Ihnen teilen.
Das Portal ist mittlerweile auf 850 Beiträge angewachsen. Wir möchten allen danken, die dazu beigetragen oder der Redaktion Anregungen geschickt haben. Auch die Interview-Sparte »Was ich noch sagen wollte« ist schon gut gefüllt. Bisher sind 29 Fragebogen-Interviews erschienen. PhilPublica verzeichnet mehr als 1000 Seitenaufrufe pro Tag und hat auf Twitter ca. 2400 Follower. Sie können der Seite auch auf Facebook oder Instagram folgen, um sich fortlaufend über neue Beiträge informieren zu lassen.
Einige Zahlen zur Auswertung: Die größte Gruppe der Beiträger:innen machen mit 62% die Professorinnen und Professoren aus. Dies dürfte seinen Grund darin haben, dass Etablierte häufiger von Publikumsmedien angefragt werden. Auf den zweiten Blick ergibt sich ein differenzierteres Bild: Die bisher 850 Beiträge stammen von 325 Autorinnen und Autoren. Auf eine Person entfallen also durchschnittlich 2–3 Beiträge. Es gibt auf PhilPublica keine Konzentration auf sehr wenige Personen, die ohnehin schon jeder kennt. Vielmehr sind ziemlich viele Personen vertreten, die wir zuvor nicht kannten. Das Ziel, die Breite der publizistischen Aktivitäten der akademischen Philosophie sichtbar zu machen, scheint erreicht zu werden.
Zum Geschlechterverhältnis: Von den Beiträger:innen sind 36% weiblich und 64% männlich. (Die Auswertung erfolgte grob anhand der Vornamen. Sie ist also ungenau, wofür wir um Nachsicht bitten.) Was wäre eine relevante Vergleichsgruppe? PhilPublica verlinkt gemäß seinen Leitlinien auf Beiträge akademischer Philosophinnen und Philosophen, die auch wissenschaftlich publizieren. Publikationstätigkeit beginnt, von wenigen Ausnahmen abgesehen, im Umkreis der Promotion. Mit 36% Frauenanteil befindet sich PhilPublica etwas weiter quellseitig der „leaky pipeline“ der akademischen Philosophie, als zu erwarten gewesen wäre (Frauenanteil bei den Studierenden: 46%, Promotionen: 31%, Habilitationen 27%, besetzte Professuren 29%).
PhilPublica ist medientechnisch ein „Aggregator“ und spiegelt, was von akademischen Philosophinnen und Philosophen in Publikumsmedien mit professionellem redaktionellen Filter erschienen ist. Insofern die Plattform das publizistische Geschehen spiegelt, ist es unvermeidlich, dass sie Repräsentanz mitspiegelt. Die Plattform betreibt keine „affirmative action“. Dies hat zumindest den Vorzug, dass PhilPublica den Status quo auf eine Weise sichtbar macht, die über anekdotische Evidenz hinausgeht.
PhilPublica spiegelt auch die Standards der ausgewerteten Medien und ist damit inhaltlich so plural oder so wenig plural wie diese Medien. Wenn also beispielsweise philosophiegeschichtliche Beiträge in FAZ, ZEIT, WDR, DLF, SZ, taz, FR, SRF etc. unterrepräsentiert sind, dann entsprechend auch in PhilPublica. Ebenso erklärt sich die starke Repräsentanz von Beiträgen zur politischen Philosophie, Ethik und Sozialphilosophie.
Die Leitlinien sind öffentlich einsehbar: Die Redaktion wertet selbständig eine endliche Liste von Qualitätsmedien aus. Sie nimmt aber auch Einreichungen entgegen, weil sie manchmal etwas übersieht, was erschienen ist. Es gibt also kein „Gatekeeping“, das weniger bekannte Medien ausschlösse. PhilPublica verlinkt auf Beiträge, die einen redaktionellen Filter durchlaufen haben, und nimmt keine eigene Prüfung der Inhalte vor. Einige Fragen dazu beantworten die FAQs zu den Leitlinien.
Den Twitter-Account @PhilPublica gibt es allein aus einem Grund: um es Nutzerinnen und Nutzern zu ermöglichen, dem Portal zu folgen und laufend über aktuelle Beiträge informiert zu werden. Die Redaktion schaltet sich auf Twitter nicht in Debatten ein, da ein vielköpfiges Team dort nicht sprechfähig ist.
PhilPublica wird von der Arbeitsgruppe „Philosophie und Öffentlichkeit“ betreut, die von den Vorständen der DGPhil und der GAP eingesetzt wurde. Ihr gehören derzeit Gerhard Ernst, Romy Jaster, Geert Keil, Susanne Schmetkamp, Barbara Vetter und Eva Weber-Guskar an. Im redaktionellen Tagesgeschäft wird die AG durch Anna Welpinghus unterstützt. Wenn Sie Anregungen haben, können Sie uns jederzeit schreiben oder über Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! mit der Redaktion in Kontakt treten.
Geert Keil, Präsident der GAP (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!)
Reinold Schmücker, Präsident der DGPhil (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!)
Zum 90. Geburtstag von Franz von Kutschera
Heute, am 3. März 2022, wird unser Ehrenmitglied Franz von Kutschera 90 Jahre alt. Mit seinen mehr als dreißig Monographien hat von Kutschera das Spektrum der Analytischen Philosophie auf eindrucksvolle Weise erweitert. Die GAP hat ihn 1997 zu ihrem ersten Ehrenmitglied ernannt. Die Universität Regensburg, an der von 1968 bis zu seiner Emeritierung 1998 den Lehrstuhl für Philosophie innehatte, richtet zu seinen Ehren Ende Juli ein Festsymposium aus.
In Absprache mit dem Vorstand hat Wolfgang Lenzen eine ausführliche Würdigung verfasst, die Sie hier finden.
Der Vorstand
Frege-Preis an Martine Nida-Rümelin
Martine Nida-Rümelin (Université de Fribourg) erhält 2022 den Frege-Preis. Mit diesem Preis ehrt die GAP alle drei Jahre eine:n deutschsprachige:n Philosoph:in für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der analytischen Philosophie. Die bisherigen Preisträger waren Wolfgang Künne (2009), Rüdiger Bittner (2012), Wolfgang Spohn (2015) und Dieter Birnbacher (2018). Martine Nida-Rümelin wird für ihre herausragenden und international einflussreichen Arbeiten zur Philosophie des Geistes und des Bewusstseins ausgezeichnet. Der Preis wird am 14. September im Rahmen des Kongresses der GAP in Berlin verliehen. Die Laudatio hält Terence Horgan (University of Arizona). Es schließt sich ein Kolloquium zu Ehren der Preisträgerin an, an dem Martine Nida-Rümelin, Terence Horgan, Marie Guillot (University of Essex) und Philip Goff (Durham University) teilnehmen.